Schutz auf Reisen: Warum Reiseimpfungen und Hepatitis-Vorsorge Hand in Hand gehen
Die Sommerferien stehen vor der Tür und die Reiselust ist groß. Ob exotische Fernziele oder entspannte Ausflüge in benachbarte Länder – auf Reisen erleben wir neue Kulturen, genießen fremde Köstlichkeiten und schaffen unvergessliche Erinnerungen. Doch damit Ihr Urlaub nicht durch unliebsame Krankheiten getrübt wird, ist eine gute Vorbereitung das A und O. Ein oft unterschätztes Thema in diesem Zusammenhang ist der Schutz vor Virushepatitis, der eng mit dem Thema Reiseimpfungen verknüpft ist.
Aufmerksam wurde ich auf das Thema Virushepatitis, als die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft (DTG) letzte Woche einen Anstieg an Hepatitis-A-Infektionen rückblickend während des ersten Halbjahrs 2025 für einige Länder (darunter Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slovakei) meldete. Dieser unerwartete Anstieg ist aber nicht vorrangig mit Reiseaktivität in Verbindung zu setzen. Trotzdem kann es vor, aber auch außerhalb der Urlaubssaison nicht schaden, den Impfstatus für Hepatitis A und B zu überprüfen.
Was ist Virushepatitis?
Hepatitis bedeutet wörtlich „Leberentzündung“. Sie wird häufig durch Viren ausgelöst, die die Leber infizieren und schädigen können. Es gibt verschiedene Arten von Hepatitis-Viren, die wichtigsten sind A, B, C, D und E. Sie wurden in der Reihenfolge ihrer Entdeckung benannt.
- Hepatitis A und E: Diese Viren werden fäkal-oral übertragen, also über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel. Eine Infektion kann beispielsweise durch das Trinken von Leitungswasser, den Verzehr von rohem Salat oder ungeschältem Obst in Regionen mit schlechter Hygiene erfolgen. Die Erkrankung verläuft oft akut und selbstlimitierend, kann aber bei Erwachsenen trotzdem zu einer schweren und behandlungsbedürftigen Gelbsucht führen.
- Hepatitis B, C und D: Diese Viren werden über Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Risikofaktoren sind beispielsweise ungeschützter Geschlechtsverkehr, der Gebrauch von unsterilen Nadeln (z.B. bei Tattoos oder Drogenkonsum) oder medizinische Behandlungen unter mangelhaften hygienischen Bedingungen. Eine Hepatitis B oder C kann chronisch werden und im schlimmsten Fall zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen. Hepatitis D tritt ausschließlich mit Hepatitis B auf und wird ebenfalls über Blut übertragen.
Welche Symptome hat ein Patient mit Virushepatitis?
Die Inkubationszeit bei der Hepatitis A beträgt zwischen 15 und 50 Tagen - kann also auch erst Wochen nach dem Infektionszeitpunkt Symptome zeigen. Patienten berichten über Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, manchmal mäßiges Fieber, Druckgefühl im Oberbauch und Juckreiz. Im weiteren Verlauf zeigt sich eine Gelbfärbung am weißen Anteil der Augäpfel (sog. "Sklerenikterus") oder generell der gesamten Haut. Eine chronische Verlaufsform kennen wir hier nicht, auch keine verbleibenden Viren im Körper. Bei Patienten mit schweren Vorerkrankungen an der Leber kann aber auch eine solche Hepatitis zu einem akuten Leberversagen und manchmal zum Tod führen, weshalb die Impfung insbesondere für Reisende mit chronischen Erkrankungen wichtig ist.
Die Inkubationszeit der Hepatitis B hingegen ist deutlich länger, ab 45 bis zu 180 Tagen nach Infektion treten die Symptome auf. In etwa 70 % ist es eine Verlaufsform mit milden Symptomen bzgl. des Allgemeinbefindens (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Bauchbeschwerden). Bei gut einem Drittel der Patienten tritt auch der oben genannte Ikterus ("Gelbsucht") der Haut oder Augen auf - und sehr selten kommt es zu einem akuten "fulminanten" Verlauf. Allerdings verläuft die Hepatitis B bei bis zu 10 % der Infizierten chronisch (bei Co-Infektion mit Hepatitis D nahezu immer schwer und chronisch), d.h. die Viren bleiben im Körper erhalten, andere Personen können infiziert werden, und es kann auf lange Sicht zu einer Leberzirrhose oder einem Leberkrebs kommen.
Warum ist dieses Wissen auf Reisen wichtig?
In vielen Urlaubsländern, insbesondere in tropischen und subtropischen Regionen, aber auch in Süd-Ost-Europa, sind Hepatitis-Viren weiter verbreitet als in Deutschland. Die hygienischen Standards sind dort oft nicht mit unseren vergleichbar. Das Risiko, sich mit Hepatitis A oder E anzustecken, ist daher in vielen Reisezielen deutlich erhöht. Auch das Risiko für Hepatitis B kann bei bestimmten Aktivitäten im Reiseland steigen.
Hier kommen die Reiseimpfungen ins Spiel. Die gute Nachricht: Gegen Hepatitis A und B gibt es wirksame und gut verträgliche Impfungen:
- Hepatitis-A-Impfung: Sie wird als Reiseimpfung dringend empfohlen, wenn Sie in Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko reisen. Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die in einem bestimmten Abstand verabreicht werden. Der Schutz besteht dann für viele Jahre.
- Hepatitis-B-Impfung: Sie ist in Deutschland Teil der Standardimpfungen im Kindesalter (nicht aber die Hepatitis A). Falls Sie nicht geimpft sind oder den Impfstatus nicht kennen, sollten Sie vor einer Reise in Risikogebiete eine Impfung in Betracht ziehen. Auch hier sind je nach Impfstoff mehrere Impfdosen nötig, um einen langfristigen Schutz aufzubauen.
- Kombinationsimpfung: Für einen optimalen Schutz gibt es auch eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B, die 3-mal für die Grundimmunisierung geimpft wird.
- Für die Virushepatitiden C, D und E gibt es (noch) keinen Impfschutz.
Wichtig: Der Impfschutz baut sich erst nach einigen Wochen vollständig auf. Planen Sie Ihren Arztbesuch daher rechtzeitig vor der Abreise ein!
Wirklich nur relevant auf Reisen?
Tatsächlich ist Deutschland ein Land, in dem Hepatitis vergleichsweise selten vorkommt. Seit Einführung der Hepatitis B Impfung vor 30 Jahren nahm die Anzahl an Neuinfektionen insbesondere bei Kindern unter 5 Jahren um ein Drittel ab. Aber auch die Hepatitis-A-Impfungen sind durch die Impfbereitschaft der meisten Menschen (immerhin 2/3 der Reisenden in Risikoländer sind geimpft) deutlich zurückgegangen.
Trotzdem handelt es sich um ansteckende Erkrankungen, die - falls eine Infektion erfolgt - auch andere im näheren Umfeld gefährden können. Neben den westlichen Mittelmeerländern sind als Urlaubsziel durchaus auch östliche Länder in Europa gefragt, bei denen sich jetzt eine Häufung von Hepatitis A gezeigt hat. Natürlich gilt das Risiko auch für Fernreisen. Und es kommen auch Menschen zu uns nach Deutschland, die Erkrankungen wie die Virushepatitis mitbringen, ohne es zu wissen.
Unser Angebot für Sie: Impfberatung und Vorsorge
Als Ihre Hausarztpraxis sind wir Ihr erster Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Reisegesundheit. Wir bieten Ihnen eine individuelle reisemedizinische Beratung an, in der wir:
- Ihre Reiseroute und Ihre persönlichen Risikofaktoren besprechen.
- Ihren Impfpass überprüfen und Ihren Impfstatus beurteilen.
- Sie über alle notwendigen und empfohlenen Reiseimpfungen, einschließlich Hepatitis, aufklären.
- Ihnen weitere Tipps zum Schutz vor Infektionen im Ausland geben.
Natürlich klären wir bei Bedarf auch über die von der STIKO empfohlenen Standard-Impfungen auf. Lassen Sie sich nicht von ungebetenen Reisebegleitern wie Hepatitis-Viren überraschen. Sorgen Sie vor und genießen Sie Ihren Urlaub in vollen Zügen.
Vereinbaren Sie gerne einen Termin für Ihre persönliche reisemedizinische Beratung. Unser Team informiert Sie vorab über die zu erwartenden Kosten, da die reisemedizinische Beratung ebenso wie die eventuell notwendigen Impfungen nicht durch die gesetzliche Krankenversorgung erstattungsfähig sind. Viele Krankenkassen erstatten aber die Beratung und die Impfungen im Nachhinein - informieren Sie sich über die Konditionen bei Ihrer Krankenkasse.
Quellen:
- Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts (RKI) 14/2025
- Epidemiological News des ECTM 24.07.2025